Wie viele kleine Städte und Gemeinden im ländlichen Raum steht die Gemeinde Kall vor der Herausforderung, dem demographischen Wandel und dem fortschreitenden Fortzug der jüngeren Generation entgegenzuwirken und eine zukunftsfähige Strategie zur Stärkung der Funktionsfähigkeit des Ortskerns, zur Stabilisierung der Infrastruktur und zur Erhaltung des Ortsbildes zu entwickeln. Das Integrierte Handlungskonzept (InHK) baut auf den Vorstudien von Studenten des Masterstudiengangs Stadtplanung der RWTH Aachen (‚Gemeinde Kall – Bausteine für ein Integriertes Handlungskonzept‘, März 2016) auf. Die intensive Diskussion der studentischen Entwürfe für den Ortskern Kall machte den Handlungsbedarf deutlich und veranlasste Rat und Verwaltung der Gemeinde, ein InHK auf den Weg zu bringen.
Aufgabenstellung des InHK ist eine umfassende Bestandsaufnahme, die Herausarbeitung der Stärken und Schwächen, die Entwicklung eines Leitbildes und eines Masterplanes für die zukunftsfähige Entwicklung des Untersuchungsbereiches einschließlich der Identifikation von förderfähigen Projekten und Maßnahmen. Ziel ist die Umsetzung von ‚Leuchtturmprojekten‘, d.h., die Initiierung von Projekten durch Einsatz öffentlicher Mittel mit Anstoßwirkung für nachhaltige private Investitionen.
Der Prozess der Erarbeitung des InHK wurde von einem intensiv moderierten Kommunikationsprozess begleitet. Die Bürger/innen von Kall konnten sich im Rahmen von zwei öffentlichen Bürgerwerkstätten aktiv an der Ausarbeitung des Handlungskonzeptes beteiligten. Die Teilnehmer der beiden Workshops bestanden aus Vertretern der Gemeindeverwaltung, der Politik, der Vereine sowie aus Anwohnern, Geschäftsleuten und interessierten Bürgern der Gemeinde. Ziel der beiden Workshops war, das Hintergrundwissen der Bürger/innen und der Akteure vor Ort in die Planung einzubinden. Die Bürgerwerkstätten wurden durch die Arbeitsgemeinschaft RaumPlan / Institut für Städtebau und Landesplanung vorbereitet und moderiert.
Das Leitbild des InHK für den Ortskern Kall baut auf den Stärken der Gemeinde auf: Der Ortskern erfüllt als Zentralort und regionales Wirtschaftszentrum wichtige Funktionen als Versorgungszentrum sowie als Schul- und Infrastrukturstandort. Der Zentralort ist gut vernetzt und verfügt mit dem Bahnhof über eine hohe Zentralität im regionalen Netz des öffentlichen Nahverkehrs. Kall ist ein ‚lebenspraktischer‘ Ort mit einem funktionierenden sozialen Netzwerk und einer Vielzahl von Integrationsangeboten für Jung und Alt. Die Gemeinde Kall hat sich als ‚Europäische Energie-und Klimaschutzkommune‘ zu einer nachhaltigen Gemeindeentwicklung mit zukunftsorientierter Mobilität verpflichtet. In Zusammenarbeit mit den örtlichen Akteuren wird ein städtebauliches Gesamtkonzept für den Ortskern Kall entwickelt, welches die Funktionsstärkung der Mitte als Einzelhandels- und Dienstleistungszentrum sowie als Standort der sozialen Infrastruktur und Administration mit optimaler Erreichbarkeit (‚Kleinstadt der kurzen Wege‘) in den Mittelpunkt stellt.
Der Masterplan setzt den Schwerpunkt auf die Innenentwicklung des Ortskerns Kall und arbeitet das Gestalt- und Nutzungspotenzial für gemischte Bauflächen in zentralen Lagen sowie für Wohnbauflächen und gewerbliche Bauflächen in Randlage heraus. Die Neugestaltung der öffentlichen Räume im Ortskern von Kall betont den städtebaulichen Zusammenhang, stellt aber auch die individuelle ‚Begabung‘ der unterschiedlichen Teilräume heraus. Ziel ist die Verbesserung der Aufenthaltsqualität und eine nachhaltige Steigerung des ‚Wohlfühlfaktors‘ auch und im Besonderen unter dem Aspekt der Barrierefreiheit und Inklusion. Neben dem Aspekt einer neuen Baukultur ist ‚Neues Bauen‘ in der Klimaschutzgemeinde Kall mit einem hohen energetischen Standard verbunden. Das Pilotprojekt dazu ist die in der Urftaue geplante Klimaschutzsiedlung. Urft und Kallbach sollen als Gestaltelemente des Ortes stärker sichtbar gemacht werden, gleichzeitig aber auch den Anforderungen an den Hochwasserschutz stärker Rechnung tragen.