Der Stadtteil Dormagen-Horrem entstand in den 60er/70er Jahren als Schwerpunkt des sozialen Wohnungsbaus unter dem Leitbild ‚Urbanität durch Dichte‘. Bedingt durch bauliche Mängel, massive Lärmbelastung durch die A57, städtebauliche Missstände und einseitige Belegungspolitik konzentrieren sich heute sozial schwache Einkommensgruppen in Horrem. Die Stadt Dormagen hat den Handlungsbedarf erkannt und ein Stadtteilentwicklungsprojekt in Kooperation mit den Wohnungsbaugesellschaften begonnen. Für dieses Projekt wurden mit dem integrierten Handlungskonzept (IHK) zur Erneuerung des Stadtteils Horrem die Voraussetzungen geschaffen, in die entsprechenden Förderschwerpunkte des Landes NRW aufgenommen zu werden. Dazu wurde eine städtebauliche Analyse und Bewertung der vorhandenen Strukturen vorgenommen, ein Leitbild entwickelt und ein städtebauliches Gesamtkonzept für den Stadtteil aufgestellt. Die daraus abgeleiteten Einzelprojekte wurden in intensivem Dialog mit Bewohnern und örtlichen Initiativen abgestimmt.
Dem Inselcharakter des Quartiers steht auf der Habenseite die sehr gute Verkehrsanbindung im ÖV mit dem angrenzenden Bahnhof und zentralen Busterminal gegenüber. Gestaltung, Erreichbarkeit und Anbindung an das Quartier müssen heutigen Erfordernissen angepasst werden.
Der historische Kern des Quartiers Alt-Horrem schafft Identität. Seine Funktionen insbesondere hinsichtlich Versorgung und Aufenthalt / Gastronomie sind ausbaufähig.
Das Quartier lebt und verdankt dies den verschiedenen Traditionsvereinen, die neu in den letzten Jahren auch verschiedene Interessensinitiativen hervor gebracht haben. Sie bieten eine hervorragende Chance für Aktivierung, Beteiligung und Gemeinwohl.
Feiner sozialräumlichen Polarisierung von Menschen mit Migrationshintergrund wird mit Integrationsprojekten entgegengewirkt. Die Entwicklung des demografischen Wandels gilt als unumkehrbar und muss daher begleitet werden. Die Bedürfnisse der älteren Bevölkerung betreffen vorwiegend die Themen Sicherheit, Mobilität, Versorgung und natürlich Wohnungsfragen.
Die Struktur der Haushalte und ihre Präferenzen an das Wohnen, das Wohnumfeld und das Quartier diversifizieren sich weiter aus. Die Haushalte werden nicht nur kleiner und verlangen entsprechend andere Wohnungszuschnitte, auch die Lebensstile werden vielschichtiger (‚Wohnmatrix‘).
In den 60er Jahren gab es andere Leitbilder, andere gesellschaftliche Themen. Die Bauform und Ausstattung der Gebäude wie auch die Raumstruktur des Quartiers wurde seitdem wenig verändert. Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Kleinteiligkeit sind wichtige Eckpunkte der Erneuerung.
Mit den auf die Leitlinien abgestimmten Maßnahmen soll in den jeweiligen Handlungsfeldern die Gesamtstrategie des zukunftsweisenden und sozial stabilisierten Quartiers Horrem realisiert werden. Angesichts der vielen und unterschiedlichen ‚Baustellen‘ laufen alle Beteiligten grundsätzlich immer Gefahr, sich in vielen Einzelprojekten zu verlieren. Auch vor dem Hintergrund enger finanzieller Ressourcen und Finanzierbarkeiten macht es daher Sinn, die Projekte zu identifizieren und zu bündeln, die die größte Wirksamkeit und die größte Ausstrahlung in das Quartier und die Gesamtstadt versprechen. Entscheidend ist ferner die zeitnahe Umsetzung dieser Projekte.
Das städtebauliche Entwicklungskonzept stellt die öffentlichen Räume des Stadtteils in den Mittelpunkt. Unter Einbeziehung des privaten Umfeldes der Großwohnanlagen wird eine Kette von Plätzen mit Aufenthaltsqualitäten gestaltet.
Der Dorfanger ist der zentrale Ort im Stadtteil Horrem. Dennoch wird der Platz nur wenig genutzt, was zum einen auf den umgebenden Verkehr und zum anderen auf fehlende Randnutzungen zurückzuführen ist. Die Veranstaltung eines Wochenmarktes sowie die Einrichtung einer Außengastronomie für die benachbarten gastronomischen Betriebe sollen den Platz beleben und zur Mitte Horrems machen. Das Parken soll umstrukturiert und der Platz durch eine Treppenanlage mit dem Straßenraum verbunden werden.
Die Neugestaltung des westlichen Bahnhofsumfeldes gilt als eines der Schlüsselprojekte zur Erneuerung des Stadtteils Horrem. Der Horremer Bahnhofsvorplatz ist heute ein ‚Unort‘ und die Unterführung ein Angstraum. Neue Gestalt- und Aufenthaltsqualität, eine großzügige Treppenanlage und ein ansprechendes Lichtkonzept sollten die Situation nachhaltig verbessern.