Grundlage für das Dorfinnenentwicklungskonzept mit Masterplan für Venrath und Kaulhausen ist die Tatsache, dass neben den dorftypischen Veränderungen die beiden Orte vom Tagebau und einer sich ändernden Landschaft betroffen sind.
Venrath und Kaulhausen sind zwei ländlich geprägte Stadtteile von Erkelenz, die siedlungssoziologisch und infrastrukturell eng miteinander verknüpft sind und werden somit im Rahmen der Förderantragstellung als eine ‚Ortslage‘ betrachtet.
Das Dorfinnenentwicklungskonzept beschreibt drei Phasen der Dorfentwicklung: Die Konzentration auf die Innenentwicklung (bis 2025), die Landschaft im Umbruch / die Nachbarschaft zum Tagebau (etwa 2025 bis 2035) und die Zukunftslandschaft / Seelandschaft (ab etwa 2035).
Das Dorfinnenentwicklungskonzept mit dem Masterplan, der eine mögliche bzw. angestrebte zukünftige Entwicklung beschreibt, ist das informelle Planungs- und Steuerungsinstrument für eine erfolgreiche, integrierte und nachhaltige ländliche Entwicklung von Venrath und Kaulhausen.
Der zentrale Grund der langfristig angelegten Strategie ist die Tatsache, dass die Ortslage Venrath und Kaulhausen neben den dorftypischen Veränderungen zusätzlich vom Tagebau und einer sich ändernden Landschaft betroffen ist. Umso wichtiger ist es, die Zukunft schon heute mitzudenken und die verschiedenen Phasen aufeinander abzustimmen.
Das Leitbild für die Ortslagen setzt sich mit der Vergangenheit der Dörfer und der noch ungewissen Zukunft auseinander. Frei nach dem Motto ‚Altes bewahren – Neues bewirken‘ sollen die Stärken der Dörfer erhalten bleiben und die Zukunft, vor dem Hintergrund des heranrückenden Tagebaus, aktiv gestaltet werden.
In zwei Bürgerwerkstätten und einem Dorfrundgang wurden fünf Handlungsfelder mit vielseitigen Projekten für die zukünftige Entwicklung der Ortslage Venrath und Kaulhausen erarbeitet:
- Gemeinschaft und soziale Infrastruktur
- Sanierung Gaststätte Bruns
- Multifunktionales Bürgerhaus
- Ausbau Kindergarten
- Dorfforum Venrath und Kaulhausen
- Immissionsschutz
- Öffentlicher Raum und Verkehr
- Neugestaltung Dorfplatz Venrath
- Neugestaltung Kirchgarten
- Neugestaltung Dorfplatz Kaulhausen
- Neugestaltung Ortseingänge
- Neugestaltung Straßen
- Landschaft und Freizeitgestaltung
- Rundweg um die Dörfer, neue Freizeitaktivitäten
- Gestaltung Ortsränder
- Erstellung Wegenetzkonzept
- Zukunftsvision Tagebaulandschaft
- Gestaltung Bürgerwiese Kaulhausen
- Bauen, Wohnen und Energie
- Altbausanierung ortstypischer Gebäude
- Energetisches Quartierskonzept
- Bauland aktivieren / neues Bauland schaffen
- Neue Wohnformen / gemeinschaftliches Wohnen
- Landwirtschaft, Gewerbe und Versorgung
- Umstrukturierung landwirtschaftlicher Hofstellen
- Neues Gewerbe / neue Versorgungsangebote
- Neue Mobilität
- Technische Infrastruktur
Die ehemalige Gaststätte Bruns ist eine bedeutende Infrastruktureinrichtung für Venrath und Kaulhausen und wird intensiv genutzt. Das Gebäude soll saniert und den Erfordernissen als Anlaufstelle und Forum für den Prozess der Dorfinnenentwicklung und als Infrastruktureinrichtung angepasst werden. Im Zusammenhang der Neugestaltung des Dorfplatzes Venrath und des Kirchgartens trägt die Sanierung zu einer nachhaltigen Stärkung des Dorfkerns von Venrath als Begegnungsort bei. Das Konzept für die Gaststätte Bruns ist mit dem Projekt ‚Multifunktionales Bürgerhaus‘ sowie der örtlichen Gastronomie abzustimmen.
Der Dorfplatz Venrath soll in einheitlichem Duktus verkehrsberuhigt und barrierefrei gestaltet werden. Durch eine einheitliche Oberflächengestaltung entsteht eine zusammenhängende Platzfläche unter Einbezug der Fahrbahnflächen. Die Stellplätze und die Buswendeschleife werden in die Gestaltung einbezogen. Der Platz erhält Bäume und Baumbänke, um die Aufenthaltsqualität zu stärken. Der Dorfplatz wird wieder zu einem attraktiven Ort und informellen Treffpunkt, der Raum für neue Nutzungsideen (z.B. Marktnutzung) bietet.
Die Voraussetzung für die Neugestaltung des Dorfplatzes Kaulhausen ist die Entwidmung der L354 und die damit verbundene verkehrliche Entlastung des Dorfkerns. Der Dorfplatz Kaulhausen rundum die Wendelinus-Kapelle soll ebenfalls in einheitlichem Duktus verkehrsberuhigt und barrierefrei gestaltet werden. Der Dorfplatz wird zu einem attraktiven Treffpunkt und Ort der Kommunikation.
Im Workshop ‚Tagebaufolge(n)landschaft‘ des Zweckverbands Garzweiler mit den vier Kommunen Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz wurde 2016 angeregt, die negativen Folgen des Tagebaus zu mindern und eine gemeinsame und interkommunale Raumentwicklungsperspektive zu schaffen. Die Idee ist, den Tagebau in ein grünes und vielschichtiges Band aus Gärten, Parks und Radschnellwegen einzubetten. In den beiden Bürgerwerkstätten ist die Idee entstanden, den Schutzwall nordöstlich von Kaulhausen breiter aufzuschütten, so dass auf dem Schutzwall ein Plateau entsteht, das als Aussichtspunkt auf den Tagebau dient. Zwischen dem Fuß- und Radweg und dem Schutzwall könnten verschiedene Freizeitmöglichkeiten geschaffen werden.
Das bürgerschaftliche Engagement ist das Fundament für die erfolgreiche Umsetzung des Dorfinnentwicklungskonzeptes. Mit der Schaffung eines Dorfforums als ‚Kommunikationsplattform‘ und der Begleitung des Prozesses durch eine aktive Initiative aus der Dorfbewohnerschaft, beispielsweise in Form von Arbeitsgruppen zu den Projekten des Dorfinnenentwicklungskonzeptes, gestaltet die Dorfbewohnerschaft den Prozess mit und nimmt Einfluss auf die Entwicklung. Mit der Dorfgemeinschaft Venrath und Kaulhausen e.V. ist ein Grundstein gelegt und eine Anlaufstelle für Gewerbetreibende, Neubürger, Familien, Jugend, Kirche und sonstige Interessenten geschaffen.